Karma Police

13. Juni 2018

Das Fatale daran, ganz oben zu sein ist, dass egal in welche Richtung man geht, es nur noch bergab gehen kann. Ich weiß, ich werde fallen.
Also versuch ich noch ein bisschen dankbar zu sein und zu stehen, bevor es so weit ist. Es wird auf jeden Fall weh tun.
Ich weiß, dass viele Frauen auf dieser Welt ihr ganzes Leben lang auf der Suche sind, wenigstens einen wie euch beiden zu finden.
Und ich wache morgens auf und habe 2 Rosen auf’m Display..
Irgendwann kommt die Karma Police und tritt mir dafür in den Arsch.

Ich sitze vor dem weißen Fenster und starre auf den blinkenden Cursor. Soll ich das hier jetzt wirklich anfangen? Kann und will ich das jetzt wirklich alles nochmal durchleben? Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Mein Herz ist voll und leer zugleich. Ich stehe irgendwo zwischen verdrängen und ausleben: Dieser Emotionshaufen, den ich nicht einsortieren kann, den ich nicht haben wollte, der sich aber auch nicht blockieren lässt. Wie oft haben wir uns die letzten Wochen im Kreis gedreht? Wie oft haben wir Lösungen gesucht und keine durchgehalten? Wie oft haben wir dieses eine Gespräch immer und immer wieder geführt, uns die selben Fragen gestellt und keine befriedigende Antwort erhalten? Wie oft habe ich dich blockiert und weggeschoben, gemauert, wie du sagst – und wie oft bin ich dir hinterher gelaufen, wenn auch heimlich – habe Projektionsflächen gesucht, aus Musik, Zitaten und Bildern, alte Verläufe gelesen und mich hingegeben und verloren? Es musste ‚was passieren!

Wir dachten, uns zu sehen, würde etwas verändern, würde uns einen Abschied ermöglichen, uns die Realität vor Augen führen, irgendetwas zerstören oder offenbaren, was wir ohnehin wissen mussten, damit es danach möglich werden konnte, wieder glücklich zu sein. Ich hatte meine Entscheidung getroffen und du wolltest deinen vermeintlich letzten Versuch, um dir nie vorwerfen zu müssen, du hättest nicht alles versucht. Ich wollte ein Stück Realität. Ich wollte wissen, was ich fühle, ich wollte wissen, dass ich das richtige tue. Ich war gefangen zwischen Neugierde und Konsequenz. Wir waren glücklich uns zu sehen, wir haben die Zeit genossen und doch musste ich mich permanent verteidigen. Und so war es klar, dass der Moment des Abschieds, an den ich zuvor keinen Gedanken zu verschwenden bereit war, am Ende weh tun musste.

Ich hielt es immer für den Jackpot, als Frau zwischen zwei Männern wählen zu können – dass man zwei Verehrer hat, die bedingungslos, unaufhörlich und mit voller Willenskraft auch allen meiner Widerständskämpfer zum Trotz zu lieben bereit sind. Welches Chaos das in mir auslösen könnte, hatte ich nie für möglich gehalten. Zwei Männer zu lieben bedeutet, immer einen zu verletzten. Es bedeutet, im ständigen Krieg mit sich selbst zu sein. Caught between a strong mind and a fragile heart. Wenn du nicht gerade ein Mensch bist, der gewissenlos und ohne an Konsequenzen zu denken, in den Tag hineinleben und sich von beiden nehmen kann, was er gerade braucht, dann wird es dich innerlich zerreißen. Es und Über-Ich zerren an mir und gewinnen ihre Schlachten abwechselnd. Ich kann euch beiden nicht weh tun, ich kann euch beide nicht verlieren. Ich kann es nicht richtig machen. Ich bin im Himmel, solange ihr beide da seid und zugleich ist es meine persönliche Hölle, zu wissen, dass das nicht für immer gut gehen kann, weil es keinem von euch gegenüber fair wäre, euch nie ganz zu gehören.