Bulimielernen

31. März 2011

Fußboden weiß gefliest. Du sitzt mitten im Meer deiner selbstgetippten Zusammenfassungen. Um dich herum ticken die Sekunden. Drei schriftliche Abiklausuren innerhalb von vier Tagen. Keine Ferien. Zu viel Schule. Nach 5 Zeitstunden Klausurschreibung lernst du noch 6 Stunden am Stück. Staubsaugeraction. 7kg abgenommen. Du findest dich dehydriert und verspannt in der Badewanne wieder und schwimmst gegen die Zeit. Zu warm. Eher Achterbahn als Kreislauf. Du lebst in deiner Jogginghose. Hunger ist Nebensache. Die Dinge, an denen du Geschmack finden würdest, verschiebst du auf den Horizont, berechnest höchstens die Stunden, die du einfach noch weiteratmen musst. Und dennoch fühlt sich das aufregend gut an. Mütter, die einem 4 Brotdosen voll Essen in verschiedenen Geschmacksrichtungen in die Tasche stopfen, je wonach einem grade ist.Väter, die in der Tür stehen und einen feiern, wenn man nach Hause kommt. Lehrer, die mit Süßgkeitenteller Kloaufsichten führen und darauf bestehen, dass man sich nen duplo mitnimmt. Tutoren, die „Ausdauerlutscher“ verteilen – und Glücksschweine. Das Wir-Gefühl. Schokolade auf dem Schreibtisch und ein Breif von Mama. Jeden Tag wieder eine Klausur von der To Do Liste streichen und einen Stapel Din A4-Blätter irgendwo ganz weit hinten im Schrank verstauen – beten, dass man sie nicht wieder braucht. Und dann endlich Mittwoch. 3/5 Abi-Pressure fallen von dir ab.

Stolz sein und beten. 10 Tage „frei“.